Blacktea
Interview im Blackout Skateboard Magazine. Publiziert im Dezember 2007.
Photos: Andi Speck, Grafik: Alban Schelbert
Chris „Mr. Blacktea“ Shenton bewegt, motiviert und schafft schon seit über 15 Jahren in und um die schweizerische Skateboardszene. Über VHS Tapes und DVD bis ins heutige YouTube Zeitalter bekommen wir von ihm stetig neue Spots, Tricks und Gesichter auf unseren Monitoren zu Gesicht. Sein Engagement ist momentan bei The 5th District Skateboard Co. zu sehen. Da betreut er hauptsächlich die Webseite und die gesamte Filmerei von A-Z. Blackout durfte ein Wochenende bei den Dreharbeiten für den kommenden Jubiläums-Streifen von 5th District mit Mr. Blacktea plaudern und bei seiner Arbeit über die Schultern gucken!
Herr Shenton, die Basics bitte.
Geboren 1973, erstes Skatedeck 1989: Lance Mountain von Powell Peralta mit Indy Trucks und Vision Wheels, Wohnort: Zürich
Wann hast du das erste Mal durch den Sucher einer Videokamera gekuckt und wie bist du dazu gekommen?
Das war etwa 1993. Da kaufte ich mir eine SuperVHS Kamera von Panasonic. Zu dieser Zeit interessierte ich mich bereits sehr für Skatevideos und wollte schnellstmöglich selbst etwas machen. Es gab so viel Inspiration und Talent rundherum: Goran Arnold (Food Skateboards und später Saison Videomagazin) und die Winterthurer Skateszene vor allem.
Ein besonders prägendes Erlebnis in den ersten Jahren?
Als ich das erste mal irgendein Quicktime Clip auf einem Macintosh sah – es gab damals zwar erst Schwarzweiss Monitore. Aber ein bewegtes Bild auf dem Computer zu sehen hat mich aus den Socken gehauen! Heute sieht man auf dem Pissoir Werbefilme vor sich.
Vergleiche Equipment Damals und Heute?
„Mein Handy ist auch eine Videokamera“: Video filmen und schneiden ist heute Volkssport. Damals war eigentlich die Kombination von einem jungen Skateboarder mit einer anständigen Kamera ziemlich exotisch. Nur interessierte Familienväter oder Filmprofis hatten Geräte wie wir. Computer zum Bearbeiten gab’s noch nicht für zu Hause, nur VHS Geräte für Tape-to-Tape Schnitt. Die x-zehntausend Franken für Videosoftware konnten sich nur grössere Firmen leisten.
Auf was sollte bei der Skateboardfilmerei besonders geachtet werden? Besondere Einstellungen, Blickwinkel?
Die Linse bitte putzen – es gibt nichts schlimmeres als Aufnahmen mit Staub und sonstigem Schiss auf dem Bild! Weiter würde ich versuchen, nicht überall gleich immer das Fischauge zu montieren. Wenn man sich davon befreit beginnt die eigentliche kreative Filmarbeit. Und zum Schluss finde ich, dass ein Filmboard mit weichen Rollen zu jeder anständigen Ausrüstung gehören sollte.
Gibt es Skateboardfilme welche dich beeinflusst oder besonders geprägt haben?
Public Domain von Powell Peralta war seinerzeit weit voraus in der Qualität der Produktion. Dann fand ich mit Eastern Exposure 3 einen Zugang zum rohen NYC Streetskating. Schliesslich zählen die Alienworkshop Filme auch zu meinen Favoriten. Immer halt noch ein wenig mehr als nur Skateaction, eher Gesamtkunstwerke.
Was liegt dir eher, eine spontane Film- und Skatesession oder eine geplante Trick Mission?
Beides. Vorausgesetzt ich komme mit guten Resultaten nach Hause!
Was hat es mit dem Credo „Tour de Ville“ für deinen nächsten Video (Anm. «The Quick Brown Fox») auf sich?
Das war mal der Arbeitstitel für den neuen 5th District Video. Shiloh Greathouse hat das treffend erzählt im „First Love“-DVD. Der Weg ist das Ziel, halt. Die ganze Stadt ist ein riesen Spot und wenn man rumfährt findet man alles mögliche zum skaten – das gefällt mir. Ich bin wohl einfach zu viel mit dem Auto von Schulhaus zu Schulhaus gefahren.
Wie gehst du mit Rückschlägen wie defekte Kameras, verlorene Footage oder abstürzenden Festplatten um?
Man kann nie paranoid genug sein! Festplatten werden gespiegelt, Tapes sofort eingelesen und für zerstörte Kameras haben die Skateboarder Haftpflicht-Versicherungen.
Wie stehst du zu ABDs (already been done), BGPs (background props) oder zuviel gesehenen Spots? Achtest du auf solche Faktoren?
Also grundsätzlich schaue ich auf YouTube wer was wo gemacht hat und gehe dann genau das auch filmen. Sobald der Trick gestanden ist schreie ich „YEAAHHH“ in die Kamera, lasse diese gleich weiterlaufen und mache noch einen Bro-Hug mit dem glücklichen Skater.
Woher kommt eigentlich der Name Mr. Blacktea?
Mein Vater kommt aus Stoke-on-Trent in England. Da trinkt man Schwarztee zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ausserdem ist Robbie Williams und der Käptn der Titanic aus diesem Kaff.
Schlusswort oder eher „credits“?
Creditpunkte gibt’s doch nur bei der Migros oder Coop?! Und sonst würde ich sagen ist das Pornobusiness einiges lukrativer und geiler als die Skateboardfilmerei.
Interview geführt von: Alan Maag